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( Artikel-Nr: 1989 )Generalstreik gegen den Präsidenten Autor : e-politik.de Gastautor Durch einen Generalstreik will die Opposition den amtierenden Präsidenten Venezuelas, Hugo Chavez, zum Rücktritt zwingen. Als Druckmittel dient ihr vor allem die Lahmlegung der Ölindustrie. Von Nina Schierstaedt. Seit Anfang Dezember wird Venezuela durch einen Generalstreik lahmgelegt, der den amtierenden Präsidenten Hugo Chavez zur Anerkennung eines Referendums über Neuwahlen zwingen soll, das die Wahlbehörden für Februar angesetzten haben. Die Amtszeit des 1998 gewählten Präsidenten endet regulär erst 2006. In den letzten Jahren ist die Zahl seiner Anhänger jedoch drastisch geschrumpft. Die Opposition reicht mittlerweile von Gewerkschaften und Unternehmerverbänden bis hin zur katholischen Kirche und kommunistischen Jugendgruppen. Sie wirft Chavez Machtmissbrauch, einen autoritären Führungsstil und eine falsche Wirtschaftspolitik vor, die einerseits dem Internationalen Währungsfonds folgt, andererseits aber den Neoliberalismus ablehnt. Folgen dieser Politik sind eine steigende Inflation und Arbeitslosigkeit. Chavez hat auch durch den Erlass von Notverordnungen, der Entmachtung des Parlaments und gewaltsamen Niederschlagungen von Demonstrationen die Bürger immer wieder gegen sich aufgebracht.
Öl als Mittel der Macht Hugo Chavez: ein machtbesessener Exzentriker
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Auch das Ölkartell OPEC und die USA sind von der Krise betroffen. Die USA beziehen mehr als 1,5 Millionen Barrel Öl aus Venezuela. Gerade jetzt sind die Amerikaner auf dieses Öl besonders angewiesen, da bei einem möglichen Krieg im Irak der Ölimport aus dem Nahen Osten versiegen könnte. So verfolgt Washington mit Besorgnis den Konflikt zwischen Chavez und der Opposition.
Generell sind seine Sendungen für den politischen Alltag bedeutender als Kabinettssitzungen oder Debatten der Nationalversammlung. Meist erfahren die Minister erst im Fernsehen von den wichtigen Entscheidungen ihres Präsidenten.
Ein Einlenken Chavez' im aktuellen Konflikt ist unwahrscheinlich. Er klammert sich an die Macht und ihm scheint jedes Mittel recht, sie zu verteidigen.
So wurden am zweiten Tag des Generalstreiks die überwiegend friedlichen Straßenproteste in Caracas gewaltsam beendet. Sicherheitskräfte der Regierung gingen mit Tränengas, Gummigeschossen, Schlagstöcken und Schützenpanzern gegen die Demonstranten vor.
Wenige Tage später verschärfte sich die Lage weiter: Bei Schüssen auf regierungskritische Demonstranten wurden drei Menschen getötet und 28 weitere verletzt. Die Opposition macht die Regierung für den Anschlag verantwortlich.
Eine friedliche Beilegung des Konfliktes ist somit trotz der Vermittlungsbemühungen der "Organisation Amerikanischer Staaten" vorerst nicht in Sicht. Die USA raten ihren Bürgern sogar, Venezuela zu verlassen. Selbst Botschaftsmitarbeiter dürfen aufgrund der sich zuspitzenden Situation ausreisen.