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( Artikel-Nr: 1880 )
Lizenz zum Löhnen Autor : e-politik.de Gastautor Mit MobilCom steht ein weiterer Stern der deutschen Wirtschaft vor dem Abgrund. Nur eine Finanzspritze des Bundes rettete in letzer Sekunde die Solvenz. Christian Peters über diese "Hexerei" im Wahlkampf. Im Mittelalter wäre die Koalition wahrscheinlich der Hexerei angeklagt worden, angesichts immer neuer Hiobsbotschaften, die in der Endphase des Wahlkampfes zur rechten Zeit von der bescheidenen Regierungsbilanz abzulenken helfen: Erst die Flutkatastrophe, die Schröder zum Prophet einer neuen deutschen Solidargemeinschaft mutieren ließ; dann die Irak-Krise, in der der Kanzler einmal mehr den richtigen Riecher für die Stimmungslage im Volk bewies und die Amerikaner mit beispielloser Kaltschnäuzigkeit abblitzen ließ - und nun die MobilCom-Pleite.
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Die 400 Millionen Euro, die nun die Fortführung der Geschäfte bei MobilCom einstweilen sicherstellen sollen, betrachtet die Regierung dagegen offenbar nicht als Wettbewerbsverzerrung.
Wenn es Popularitätspunkte verspricht, ist die Koalition gerne bereit, Bedenken gegenüber dem Eingreifen der Politik in das freie Spiel der Marktkräfte über Bord zu werfen - die Lehren aus der Holzmann-Pleite sind in Wahlzeiten schnell vergessen.
Die ad-hoc-Rettungsaktion von MobilCom, einem der Opfer dieser verfehlten Politik, verdeutlicht indes, dass die Bundesregierung keine strategischen Konzepte vorzuweisen hat. Selbst konsequenter Protektionismus wie in Frankreich scheint da noch marktgerechter zu sein. Dort ist es ein wichtiger Teil der Wirtschaftsdoktrin, durch gezielte Maßnahmen die heimische Industrie in der globalen Wirtschaft vorteilhaft zu positionieren. Deshalb kam France Télécom bei dem "Schönheitswettbewerb" in Frankreich für die vergleichsweise geringe Summe von 4,95 Milliarden Euro zum Zuge und konnte finanziell relativ unbelastet über seinen Mobilfunkanbieter Orange beim Bieten um die deutschen Lizenzen erfolgreich sein.
Die Deutsche Telekom mit T-Online hingegen hatte nach der kostspieligen Auktion in der Heimat keine Mittel mehr, um sich in den französischen Markt einzukaufen.
Kanzler Schröder, der noch Mitte Mai den Vorstandsvorsitzenden in einem Interview mit dem "Stern" verteidigt hatte, ließ ihn im Wahlkampf fallen wie eine heiße Kartoffel - verärgerte Kleinaktionäre sind eben auch potenzielle Wähler. Die Koalition braucht gar keine Hexerei, um in Krisenzeiten als Retter zu punkten. Manchmal reicht es eben, die Früchte der eigenen Fehler zu ernten.
Copyright des Bildes liegt bei der MobilCom AG
Weiterführende Links:
Homepage der Mobicom AG: http://www.mobilcom.de
Die Bundesregierung zur Rettung von MobilCom: http://www.bundesregierung.de/index-,413.439164/Bundesregierung-wendet-Insolve.htm