e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 2179 )


Bildungspolitik

Universität Ingolstadt

Hochschulausbildung - wichtigste Ressource im internationalen Wettbewerb

Autor :  e-politik.de Gastautor
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Im Herbst 2003 will die Berliner Humboldt-Universität, zum ersten Mal in ihrer knapp 200-jährigen Geschichte keine neuen Studenten mehr aufnehmen - aus Geldmangel. Ein Plädoyer gegen das Sparen von Yasmin Fargel.


"Wer im globalen Wettbewerb bestehen will, braucht bessere Hochschulen." Diese appellierende Feststellung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt besitzt gerade im Zeitalter der Wissensgesellschaft eine besondere Bedeutung. Die Studierenden als Wissens- und Leistungsträger von morgen zählen zu den wichtigsten Ressourcen unserer Volkswirtschaft. Dies gilt insbesondere für ein rohstoffarmes Land wie die Bundesrepublik Deutschland, in dem Wissen und oftmals hoch komplexes Know-How unverzichtbar im internationalen Wettbewerb ist. Folglich hängt der Wohlstand der deutschen Volkswirtschaft in besonders hohem Maße von der Qualität der Ausbildung an den Hochschulen ab, denn dort wird nicht nur jenes wettbewerbsrelevantes Wissen generiert und vermittelt, es werden vor allem die "Leistungsträger von morgen" ausgebildet. Sparen an der Hochschulausbildung und ein dadurch hervorgerufenes Herabsetzen der Ausbildungsqualität wird daher - zumindest langfristig - schwerwiegende Konsequenzen für den Wohlstand unserer Gesellschaft nach sich ziehen.

"War for talents" um die besten Studenten

Verschärft wird diese Problematik zudem dadurch, dass um die besten Studenten ein reger internationaler Wettbewerb ausgebrochen ist, da inzwischen die meisten Länder den Schlüsselfaktor Wissen für die langfristige Sicherung ihres Wohlstands erkannt haben. Dabei weisen die Bildungseliten aller Länder in zunehmendem Maße eine hohe Mobilitätsbereitschaft auf und tendieren, dorthin zu gehen und oftmals zu bleiben, wo sie die beste Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland kann es sich jedoch schlicht und einfach nicht leisten, seine besten Studierenden an andere Länder zu verlieren.
Vor diesem Hintergrund erscheint es legitim, den von McKinsey geprägten Terminus eines "War for talents" auf den Kampf um die besten Studenten zu übertragen. Die Ausbildung an deutschen Hochschulen muss dahingehend reformiert werden, dass jene im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig werden und somit die Tradition der einst weltweit führenden deutschen Universitäten fortführen können.

Gefragt: Mut zu Reformen

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen gibt der Status Quo der Ausbildung an deutschen Hochschulen ein besorgniserregendes Bild ab: Denn zum einen studieren unsere Universitätsabsolventen deutlich länger als ihre Kommilitonen in den USA, Japan, Frankreich oder England. Zum anderen gibt es an deutschen Hochschulen eine außerordentlich hohe Quote an Studienabbrechern: Mehr als 70.000 Studenten jährlich beenden ihr Studium vorzeitig ohne einen Abschluss. Die Gründe für die genannten Missstände können dabei nicht nur bei den deutschen Studenten gesucht werden.
Es bedarf mutiger Reformen, die ein Aufbrechen nicht mehr zeitgemäßer Strukturen umfassen müssen. Dezentrale Autonomie, freier Wettbewerb sowie Leistungstransparenz an den Hochschulen sind die Schlagwörter, die im Zusammenhang mit einer Reform unseres Hochschulsystems diskutiert werden.

Tatsächlich haben - jedoch weitgehend unbemerkt - einzelne Politiker, Rektoren und Professoren den Schritt gewagt, neue Wege im Dienste einer Hochschulreform zu gehen. Sie nutzen das Recht, ihre Studenten nicht über die ZVS, sondern über ein eigenes Auswahlverfahren auszusuchen. Sie lassen Seminare und Vorlesungen von den Studenten bewerten und führen eine leistungsorientierte Mittelverteilung innerhalb der Universität durch. Ein Beispiel hierfür stellt die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dar, die seit einigen Jahren erfolgreich jene Maßnahmen anwendet.

Auf dem richtigen Weg

Noch sind es einzelne Fakultäten oder Universitäten, die diesen Weg gehen. Es bleibt zu hoffen, dass aus der Erkenntnis der Notwendigkeit auch der Mut zu umfassenden Reformen bei allen Verantwortlichen und Betroffenen im deutschen Hochschulsystem erwächst. Zudem wäre es wünschenswert, wenn sie auch einen Paradigmenwechsel nach sich ziehen würden: Statt die Hochschulausbildung als gewaltigen Kostenverursacher anzusehen, den es durch Sparen zu reduzieren gilt, sollte die Ausbildung von Studenten als Investition in Deutschlands Zukunft interpretiert werden.
Ein allzu zögerliches Herangehen an die notwendigen Hochschulreformen kostet nicht nur Zeit, sondern langfristig auch sehr viel Geld. Und dies gilt insbesondere in der schnelllebigen Wissensgesellschaft, in der wir leben.

Copyright des Bildes liegt bei der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Ingolstadt




Weiterführende Links:
   Informationen zum Reformbedarf: www.che.de


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