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e-politik.de - Artikel
( Artikel-Nr: 1672 )Mein Staat, mein Fernsehen - Teil 2 Autor : e-politik.de Gastautor Berlusconis Einfluss auf große Teile des öffentlichen italienischen Fernsehens hat sich enorm vergrößert. Sebastian Mahner über die Auswirkungen. Indirekt sprach Berlusconi auch vom Rauswurf von Biagi, Santoro und Luttazzi. Ein harsches Vorgehen gegen die anerkannten Journalisten und den beliebten Komiker - deren einziges "Verbrechen" darin bestand, Berlusconi kritisiert zu haben. Nein, Humor ist keine Tugend des Berlusconi. So kann es passieren, dass der Minister für Kommunikation schon mal live in einer Fußball-Sendungen anruft, um sich über kritische Satire zu beschweren.
Michele Santoro ließ sich von Berlusconi jedoch nicht einschüchtern: Die folgende Sendung begann er mit dem alten Widerstandslied "Bella Ciao" - worauf der frisch gewählte RAI-Präsident Baldassarre zunächst den Eindruck erweckte, den Moderator feuern zu wollen. Ehe er sich eines Besseren besann. Als am 25. April, dem Tag der nationalen Befreiung, zum Ende des Zweiten Weltkrieges, die Menschen auf den Straßen "Bella Ciao" zum Protest gegen Berlusconi sangen, durfte das Santoro auch als Unterstützung für sich werten. Der Griff der Parteien nach dem öffentlichen TV hat Tradition Im Gegensatz zu den Demonstrationen der Bürger wirken die andauernden Proteste der Oppositionsparteien für viele Italiener verlogen. Denn dass mit einer neuen Regierung auch die RAI-Spitze ausgetauscht wird, hat in Italien Tradition. Im Gegensatz zu Deutschland bestimmen
die Parteien die wichtigsten Posten des öffentlichen Fernsehens direkt. Gerade in ihren letzten Jahren an der Macht hatte sich die Linke dabei großzügig bedient - allerdings war keiner der Ulivo-Führer gleichzeitig der Besitzer fast aller privaten Fernsehsender und wichtiger Verlage. Daher fragen sich angesichts der aktuellen Situation wenigstens kritische Italiener zunehmend, über was und wie sie in Zukunft noch informiert werden. Zumal die weitere Wandlung der RAI-Berichterstattung wohl ein eher schleichender Prozess sein wird, den viele Zuschauer nicht
gleich erkennen werden.
Wohin der Weg des öffentlichen Fernsehens geht, darüber lässt sich aber vielleicht schon bis Ende Mai mehr sagen. Für elf Millionen Italiener stehene Kommunal- und Regionalwahlen an, die
als erster Stimmungstest für die Regierungsparteien gelten. Auch das Fernsehen wird darüber berichten - sofern es noch darf.
Denn die Anhänger der Berlusconi-Regierung in der RAI wollen jetzt die Sendungen von Biagi, Santoro und selbst die des Berlusconi-freundlichen
Moderators Bruno Vespa bis nach der Wahl stoppen. Der Grund: Sie alle sollen bei der Wahl 2001 die Italiener gegen Berlusconi und seine Partner aufgewiegelt haben.
Den ersten Teil des Beitrags "Mein Staat, mein Fernsehen" lesen Sie hier.
E-mail: redaktion@e-politik.de
Weiterführende Links:
Öffentliches italienisches Fernsehen: http://www.rai.it/
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