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( Artikel-Nr: 1926 )
Tagebuch eines Magisterkandidaten, Folge 12 Autor : e-politik.de Gastautor Igendwann ist es soweit: Die Magisterarbeit ist fertig! Joye Mariel über das Gefühl "danach", Freizeit und so manchen Zweifel. Der Tee steht neben dem Notebook, der Aschenbecher daneben. Zigaretten sind auch in Greifweite, alle E-mails beantwortet und eine Runde Solitär habe ich auch gewonnen. Jetzt kann´s eigentlich losgehen.
Abgabe Fehler über Fehler Die Qual der Entscheidung
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OK, Computer, dann öffne mal den Ordner "Magisterarbeit", schließlich gibt es einiges zu tun! Aber halt! Was liegt da neben dem Aschenbecher? Der Auftragszettel eines Copyshops? Richtig, meine fertige Arbeit liegt ja schon beim Binden. Ich hab also gar nichts mehr zu tun.
Und nun? Ich könnte, ähm, ja genau! Ich könnte, komm streng Dich an, ähm ja, ich könnte aus dem Fenster gucken! Ja, das wird sicher sehr aufregend!
Und danach könnte ich meine kleine Altglassammlung zum Container bringen. Und dann?
Dieses Leerlaufwochenende ist nun mittlerweile Geschichte und es war viel ruhiger, als ich es mir in meinen kühnsten " Wenn Du erst mal fertig bist, gehst Du in jeden Club der Stadt" - Träumen ausgemalt hatte.
Vorher musste Super-Carmen noch mit ein paar gut gemeinten Ratschlägen Magisterarbeiten vor dem sicheren Verderben retten, denn aus irgendeinem Grund mussten wir noch einigermaßen unnötige Formalia wie unsere Lebensläufe an die Arbeiten anfügen, was wahrscheinlich einige ohne Carmen nicht gewusst hätten. Aber letzten Endes lagen dann doch alle Arbeiten in dreifacher Ausführung im Prüfungsamt.
Mittlerweile waren wir zu sechst und steuerten das nächste Café an. Dort sollte nun eigentlich eine große Entspannungsphase einsetzen - doch weit gefehlt.
Da arbeitet man ein halbes Jahr mehr oder minder eifrig an seinem akademischen Abschluss. Spezialisiert sich auf mehr oder minder abstruse Themen, die einen vielleicht sogar mal später weiterbringen könnten oder eine Art Wanderung zurück zu seinen eigenen Wurzeln darstellen. Wäre der Abgabetermin nicht gewesen, hätten wir wahrscheinlich noch alle bis in alle Ewigkeit weiter geschrieben, verbessert, und kritisiert. Doch dieser Termin war nun mal mehr oder weniger unumstößlich festgeschrieben.
Als jetzt unsere Arbeiten auf einem großen Stapel im Prüfungsamt lagen, musste erst eine große Korrigierlokomotive in unserem Kopf zum Stehen kommen. Und der Bremsweg war lang.
Es zeigte sich nämlich, dass wir alle aus irgendeinem Grund trotz wochenlanger Korrigiererei die dicksten Hämmer erst bemerkten, als unsere Arbeiten schon auf dem Prüfungsamt lagen. Und die reichten von Marginalien wie der Platzierung des Abbildungsverzeichnisses bis zu Übersetzungsfehlern.
Hey, woher soll ich auch tschechische Umgangssprache können? Wann habt ihr denn englische Wörter wie bitch, to puke oder motherfucker gelernt? Sicher nicht nach einem Jahr Schulenglisch, oder? Dumm nur, dass ich jetzt in meiner Magisterarbeit über "die Sirenen blöder Launen" schwadroniere. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass die fiesesten Fehler nicht bemerkt werden.
Wenn das englische Kabinett ein blindes Mitglied hat, warum sollten Münchner Dozenten nicht auch zumindest von einer zeitweiligen Sehschwäche befallen sein? Und schließlich werden ja, um ein gängiges Studentengerücht zu zitieren, die meisten Arbeiten ohnehin nicht gelesen.