e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 522 )


Die Diskussion um die Ausbildungsförderung

Schweden - das Rundum-Sorglos-Paket für Studierende

Autor :  Gunnar Herrmann
E-mail: gherrmann@e-politik.de

Was die Grünen in Deutschland fordern, ist auf der anderen Seite der Ostsee längst Realität - jeder Student bekommt während des Studiums Fördergelder, egal wieviel seine Eltern verdienen.


Die wohl wichtigste Behörde neben der Uni ist für schwedische Studenten das CSN (Zentrales Komitee für Studienförderung). Beim CSN beantragen jedes Jahr über eine halbe Million Schweden staatliche Unterstützung für ihre Ausbildung und bekommen diese auch. Seit 1964 verwaltet die Behörde die staatlichen Fördergelder. Laut eigenen Angaben ist sie ein „demokratisches Instrument der Bildungspolitik". Ziel des CSN ist es, ökonomische, geografische und soziale Barrieren aus dem Weg zu räumen, die eine Person an einer höheren Ausbildung hindern könnten.

Das schwedische System erinnert an den Vorschlag der Grünen zur Reform der Ausbildungsförderung. Zwölf Semester lang, kann ein Student staatliche Förderung erhalten. Diese ist unabhängig vom Einkommen der Eltern, es gibt aber Beschränkungen in Bezug auf das Einkommen, welches der Student neben seinem Studium selbst verdienen darf. Die Unterstützung ist übrigens nicht auf schwedische Staatsbürger begrenzt. Auch Ausländer, die in Schweden wohnen und dort eine Ausbildung machen, kommen in den Genuss der Förderung.

Nur wer erfolgreich studiert, bekommt Geld

Wieviel Geld bekommt nun der schwedische Student? Etwa doppelt soviel wie sein deutscher Kommilitone (sollte dieser zu den Wenigen gehören, die den BaföG-Höchstbetrag erhalten). Ein Vollzeit-Studium wird in Schweden mit etwa 7000 Kronen im Monat gefördert. Davon sind knapp 2000 Kronen Fördergelder im eigentlichen Sinne (Studiebidrag), gut 5000 Kronen sind geliehen (Studielån) und müssen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgezahlt werden. Die Förderung durch CSN ist an gewisse akademische Leistungen gebunden, die in jedem Semester erneut nachgewiesen werden müssen. Wer sein Studienziel nicht erreicht, bekommt auch kein Geld. Unterstützung gibt es nur während der Monate, in denen Vorlesungen stattfinden. In der vorlesungsfreien Zeit im Sommer zahlt CSN nichts. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass für die Wohnungen des gut ausgebauten Systems an Studentenwohnheimen in dieser Zeit auch keine Miete gezahlt werden muss. Die Studenten haben die Möglichkeit, ihre Wohnung im Sommer zu räumen, und zum Wintersemester wieder einzuziehen. Die Wohnungen in den Wohnheimen werden in der vorlesungsfreien Zeit an Teilnehmer der Sommerkurse der Universität vergeben.

Rückzahlung auf Raten

Das System finanziert sich aus den Rückzahlungen der bereits fertig ausgebildeten Akademiker. Wie bereits oben erwähnt, ist ein Teil der Unterstützung nur geliehen. Zinsen werden für dieses Geld auch berechnet. Der Zinssatz wird jedes Jahr von der schwedischen Regierung neu festgelegt und bewegt sich meist zwischen drei und vier Prozent. Abbezahlt wird die Studienunterstützung in Raten. Die Höhe einer Rate errechnet sich nach dem Einkommen des jeweiligen Akademikers. Vier Prozent seines zu versteuernden Einkommens geht an CSN, wenn während der Studienzeit die staatliche Unterstützung in Anspruch genommen wurde. Wer viel verdient, zahlt also höhere Raten. Gezahlt wird so lange, bis der gesamte Förderbetrag und die Zinsen abbezahlt sind, höchstens aber bis zu einem Alter von 65 Jahren. Wer diese Altergrenze überschreitet, dem werden von CSN alle Schulden erlassen.

Die staatliche Unterstützung erfreut sich bei schwedischen Studenten außerordentlich großer Beliebtheit. Kaum einer verzichtet darauf. Übrigens fördert CSN nicht nur Universitätsstudien, auch Erwachsenenausbildung, Kurse an der Volkshochschule, Teilzeitstudien und der Besuch gewisser Berufsschulen und Akademien werden unterstützt. Die Höhe der Förderung variiert, je nachdem wie groß der Zeitaufwand für eine Ausbildung ist. Teilzeitstudenten bekommen weniger Förderung, denn der Staat geht davon aus, dass sie nebenbei arbeiten und selbst Geld verdienen. Je niedriger die Förderung, desto höher also der Freibetrag, den der Student dazuverdienen darf. Bei einem Vollzeitstudium an der Uni geht man in Schweden übrigens davon aus, dass während des Semesters keine Zeit zum Arbeiten bleibt. Die meisten Studenten in Schweden jobben nur in der vorlesungsfreien Zeit. Die Vereinigung schwedischer Studenten fordert von der staatlichen Förderung, dass sie es dem Studenten ermöglicht, sich während des Semesters ausschließlich auf sein Studium zu konzentrieren. Nur so sei eine Ausbildung für alle Menschen gesichert, unabhängig von ihrer ökonomischen und sozialen Situation, heißt es.




Weiterführende Links:
   CSN im Internet: http://www.csn.se


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