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Sybille Krause-Burger: Joschka Fischer - Der Marsch durch die llusionen

Sybille Krause-Burger: Joschka Fischer - Der Marsch durch die Illusionen

Autor :  Andreas Groß
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 24.05.2000

Die Regierung ist voll mit ihnen: Alte Revoluzzer, die in den wilden 70er Jahren gegen das System protestierten. Leidenschaftliche Revoluzzer, die wenige Jahre später so bieder waren wie ein Handstaubsauger. Einer überrascht bis heute: Joschka Fischer.


Die Vereidigung in Turnschuhen, eine radikale Abmagerungskur oder die Teilnahme am New York Marathon - Joschka Fischer ist ein außergewöhnlicher Politiker mit einer interessanten Lebensgeschichte. Er hat keine Ausbildung und war Taxifahrer, dieser Teil von Fischers Jugend gehört schon fast zur Allgemeinbildung. Die andere Hälfte der Geschichte ist kaum bekannt. War er ein echter Rebell oder einfach nur ein Taugenichts? Hat er außer Taxifahren noch etwas anderes gemacht, bevor es ihn in die streitbare Politik zog?

"Joschka Fischer - Der Marsch durch die Illusionen" erzählt von dieser Zeit. Sybille Krause-Burger beschreibt, wie Fischers Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg von Ungarn nach Süddeutschland geflohen, sein Vater schließlich in der Nähe von Stuttgart eine Stelle als Metzger fand. Damit kam die Familie über die Runden, doch viel konnte sie sich nicht leisten. Zu der Armut kam der streng katholische Glaube seiner Mutter. "Bei uns regierte der Papst", erinnert sich Joschka Fischer. In Verbindung mit dem stickig konservativen Klima am Rande der Schwaben-Metropole war dies für einen extrovertierten Jugendlichen wie Fischer auf Dauer nicht auszuhalten.

Die Flucht nach vorne

1965 brach der aufgestaute Freiheitsdrang aus Fischer heraus. Er schmiß in der zehnten Klasse das Gymnasium, weil er sich vom Lehrer ungerecht behandelt fühlte. Nach der abgebrochenen Fotografenlehre riß er aus und machte sich per Anhalter auf den Weg nach London. Unterwegs griff ihn die Polizei auf, steckte ihn in ein Heim und benachrichtigte seine Eltern. So kam er zurück nach Schwaben - nur um wenige Zeit später wieder heimlich nach Großbritannien zu reisen. Diesmal war das Ziel Gretna Green, das Heiratsparadies an der englisch-schottischen Grenze, wo man sich statt mit 21 Jahren schon mit 18 das Ja-Wort geben konnte. Ja, Joschka Fischer hat bereits mit achtzehn das erste Mal geheiratet. Da war er dann doch eher altmodisch.

Nur der Realismus führt zum Erfolg

Überhaupt sind die Jahre vor der Karriere als Politiker nicht einfach in ein Schema zu pressen. Denn so unkonventionell Fischer sich immer gegeben hat, so oft zeigten sich auch die Früchte seiner Erziehung. Der Sinn für Ordnung, Verläßlichkeit und Fleiß sind Attribute, die Fischer schon damals kennzeichneten. Und dazu gehört auch sein Realismus.

Mit Beginn der 68er-Bewegung war Fischer nach Frankfurt gezogen, um näher am Geschehen zu sein und es womöglich sogar mit zu gestalten. Den Lebensunterhalt verdiente er sich bei Opel am Fließband . Er wollte die Zeit nutzen, die dort versammelten Proletarier für die Sache der Revolution zu begeistern. Die Propaganda-Arbeit in der Fabrik traf allerdings auf taube Ohren: "Die Arbeiter dort wollten net die Revolution", erinnert sich Fischer, das sei für sie völliger Quatsch gewesen. So müssen sich heute Fachschaftsvertreter fühlen, wenn sie wieder einmal eine "Vollversammlung" mit 15 Leuten abhalten. Für Fischer war dies jedenfalls eine einschneidende Erfahrung und lehrte ihn, dass sich auch das schönste theoretische Konzept an der Wirklichkeit messen muß.

Die Jugend als Schlüssel zur Gegenwart

Es ist also eine Mär, dass Fischer sich erst mit dem Aufstieg in der Politik zum Realo verbogen habe. Überhaupt ist das heutige Handeln Joschka Fischers nur zu verstehen, wenn man die Vorgeschichte und die Erfahrungen seiner Jugend mit einbezieht. So oft und so radikal er sich auch immer wieder gewandelt hat, bestimmte Grundsätze hat er immer beibehalten. Sie bestimmen bis heute sein Handeln, dies gilt selbst für den Kosovo-Krieg. Umso erstaunlicher ist es, dass Sybille Krause-Burger bisher die einzige Fischer-Biografin ist, die auf diese Zeit ausführlich eingeht.

Das Buch erlaubt dem Leser einen tiefen Einblick in die Welt eines faszinierenden Politikers und ist dabei doch immer leicht und unterhaltsam zu lesen. Neben der Jugend Fischers nimmt natürlich auch seine spätere Zeit in der Politik einen breiten Platz ein. Dabei merkt man dem Buch die Unterstützung Fischers an, der viele persönliche Anekdoten beigesteuert hat. Die sind nicht immer schmeichelhaft: Welcher Politiker gibt schon gerne zu, dass er als Übersetzer von Edelpornos gearbeitet hat und sich daheim Videos mit seinen eigenen Bundestagsreden anschaut. Aber Joschka Fischer ist immer für eine Überraschung gut.

Sybille Krause-Burger: "Joschka Fischer - Der Marsch durch die Illusionen"
Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart, 1999, 284 Seiten
39,80 DM (Gebundene Ausgabe)
ISBN 3-421-05321-9


   

Weiterführende Links:
   Auswärtiges Amt der BRD
   Homepage von Außenminister Joschka Fischer



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