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Jim Traficant: (k)ein Aushängeschild für den US-Kongreß

Autor :  Michael Kolkmann
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 19.05.2001

Im amerikanischen Kongreß treibt ein Politiker sein Unwesen, der in der deutschen Politik wohl keine Chance hätte. Michael Kolkmann erzählt seine Geschichte.


Wenn er im US-Repräsentantenhaus ans Mikrofon tritt, verstummen die Diskussionen im Plenum, und in den Mitarbeiterbüros der Abgeordneten wird der hausinterne Fernseher lauter gestellt:
Jim Traficant hat etwas zu sagen, und er tut dies auf eine etwas andere Art und Weise als die übrigen Abgeordneten. Er nennt sich selbst einen "junkyard dog", hat eine Frisur wie ein schmieriger Gebrauchtwagenhändler aus den fünfziger Jahren, trägt schlecht sitzende second hand-Anzüge und wurde gerade zum zweiten Mal von der Justiz angeklagt. James A. Traficant, Abgeordneter der Demokratischen Partei, ist eine der schillernsten Persönlichkeit im US-Repräsentantenhaus.

Beam me up!

Aufsehen erregte er in den letzten Jahren vor allem durch die so genannten "one minute speeches" -- einminütige Reden, die die Kongreßabgeordneten morgens vor der regulären Tagesordnung halten dürfen und in denen sie über Gott und die Welt reden dürfen.
Traficant prangerte in diesen Reden (die auf seiner Internet-Seite nachzulesen sind) alles an: die amerikanische China-Politik, Steuererhöhungen und vor allem und immer wieder das FBI und das Justizministerium. Gewöhnlich beendet er seine Reden mit einem "Beam me up, Mister Speaker", um damit Politikentscheidungen zu verurteilen, die seiner Meinung nach nicht von dieser Welt sind.

Diese einminütigen Reden sind mittlerweile sein einziges Betätigungsfeld im Kongreß. Als er Anfang des Jahres als Demokrat für den republikanischen Bewerber für das Amt des Parlamentspräsidenten, den Speaker, stimmte, wurde er von seiner eigenen Fraktion für keinen der Ausschüsse benannt.
Damit sind ihm bis auf das Stimmrecht im Plenum und eben jene one-minute speeches jegliche Einflußmöglichkeiten genommen.

Vertreter einer trostlosen Gegend

Im Kongreß vertritt Traficant das berüchtigte Mahoning Valley im nordöstlichen Ohio - eine Gegend, die vor vielen Jahrzehnten durch Stahlwerke und Schwerindustrie einen rasanten Aufschwung erlebte. Mittlerweile sind die Stahlöfen kalt, und wer in Städte wie Youngstown oder Cleveland fahren will, passiert auf seinem Weg in die Innenstadt ein mehrere Meilen langes, schwarz verrußtes Industriegelände.
Das Mahoning Valley um Youngstown herum gilt als eine der wirtschaftlich rückständigsten Regionen der gesamten Vereinigten Staaten.

Bekannt wurde der 60jährige Traficant, als er als Sheriff von Youngstown 1983 wegen mafiöser Machenschaften angeklagt wurde. Traficant verteidigte sich als bekennender Nichtjurist vor Gericht selbst und wurde von allen Anklagepunkten freigesprochen. Die Annahme hoher illegaler Gelder bestritt er nicht, argumentierte aber, diese Gelder bewußt im Rahmen einer Undercover-Aktion angenommen zu haben, um so die wirklichen Drahtzieher entlarven zu können.
Die Jury glaubte ihm und sprach ihn frei. Traficant wurde durch dieses Gerichtsverfahren so populär, dass er ein Jahr später für den Kongreß kandidierte und prompt gewählt wurde. Seitdem wurde er stets mit großer Mehrheit wiedergewählt.

FBI und Justizministerium sind nicht ohne Grund Ziel seiner Anschuldigungen: seit vielen Jahren versuchen diese, Traficant kriminelle Vergehen nachzuweisen, lange Zeit erfolglos.
Anfang Mai war es dann endlich so weit: insgesamt zehn Anklagepunkte wurden gegen Traficant vorgebracht, das Gerichtsverfahren dürfte noch im Laufe diesen Jahres statt finden.

Ernste Konsequenzen

Laut Anklageschrift soll er Mitarbeiter seines Büros in Washington kostenfrei auf seiner Farm beschäftigt haben und soll gegen Bezahlung politisch Einfluß im Sinne der Spender genommen haben. Sollte er in allen Anklagepunkten verurteilt werden, drohen ihm 63 Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe in Höhe von bis zu zwei Millionen Dollar. Auch das Mandat im Repräsentantenhaus würde er wohl verlieren. Mehrere seiner früheren Mitarbeiter sind bereits rechtskräftig verurteilt worden.
Seiner Popularität bei den Menschen in seinem Wahlkreis hat die erneute Anklage nichts anhaben können: Traficant lebt von seinem Outsider-Image, und wird vermutlich weiterhin wiedergewählt werden, so lange er es schafft, Geld für Verkehrs- und Städtebauprojekte ins Mahoning Valley zu holen. Und sollte er auch dieses Mal vor Gericht tatsächlich wieder freigesprochen werden, dürfte er noch für viele Jahre Youngstown und Umgebung im Kongreß vertreten.


   

Weiterführende Links:
   Homepage von Jim Traficant
   Profil von J. Traficant in der Kongreß-Zeitschrift



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